Fachkräftemangel?

Der SD-WAN-Markt wächst rasant und ist zur bevorzugten Lösung für die Standortvernetzung multinationaler Unternehmen geworden. Gründe dafür sind steigende Anforderungen durch Cloud-Nutzung, Datenanalyse und mobile, dezentrale Arbeitsweisen, inklusive der Absicherung lokaler Internetzugänge.

Ihr IT-Team hat zwei Optionen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden:

• Do-it-yourself (DIY) SD-WAN, bei dem Sie und Ihre Gruppe den täglichen Netzwerkbetrieb, Sicherheitsbedrohungen, Company Compliance, das Hinzufügen neuer Technologien und das Management von Service-Upgrades für alle Ihre Standorte intern erledigen.

• Managed SD-WAN Provider, ein externer, fachkundiger Dienstleister kümmert sich um Ihr Netzwerkdesign, die Konnektivität und die Sicherheit Ihrer Standorte und stellt Ihrem Team Tools und Anwendungen zur Verfügung, um die Sicherheits-Anforderungen zu erfüllen und das Netzwerkmanagement zu vereinfachen.

Wenn IT-Entscheider neue Technologien recherchieren, haben die Meinungen ihrer Kollegen oft mehr Gewicht als Empfehlungen von Anbietern und Branchenkennern. Heute sind die bereits bestehenden SD-WAN-Implementierungen mit einer Mehrheit von 63 % DIY. In einer Befragung durch das Beratungsunternehmen Frost & Sullivan sagen allerdings 82% derjenigen, die ihr SD-WAN derzeit selbst managen, dass sie sich heute für ein Managed SD-WAN entscheiden würden.

Dieser Sinneswandel basiert laut der Befragung auf den Herausforderungen, die die Unternehmen erlebt haben, und auf Gesprächen mit IT-Verantwortlichen anderer Unternehmen, die bereits ein Managed SD-WAN implementiert haben. Klingt etwas merkwürdig, da doch SD-WAN-Technologien zum Teil wegen ihres einfachen Managements und des höheren Automatisierungsgrads, den sie bieten, verkauft werden. Aber SD-WAN kann sehr komplex sein, und das Management erfordert ein hohes Maß an Fachwissen, damit es den maximalen geschäftlichen Nutzen bringt.

Ein zentraler Vorteil von SD-WAN ist die Integration lokaler Internetzugänge an jedem Standort, um direkt auf Cloud-Applikationen zuzugreifen. Dadurch müssen alle Router im Netzwerk per Firewall gegen Angriffe aus dem Internet geschützt werden. Anders als im klassischen Netz sind im SD-WAN alle Leitungen dauerhaft aktiv – Backup-Leitungen werden also nicht nur im Störfall genutzt.

Die Konfiguration, welche Leitung für welche Applikation bevorzugt wird, kann komplex sein. Mechanismen wie „Quality of Service“ (QoS), „Quality of Experience“ (QoE), applikationsbasiertes Routing und WAN-Beschleunigung erfordern regelmäßige Anpassung an den tatsächlichen Datenverkehr.

Zudem aktualisieren SD-WAN-Hersteller ihre Software meist vierteljährlich – zur Schließung von Sicherheitslücken und Erweiterung von Funktionen. Dabei kann sich auch die Management-Oberfläche ändern.

Für den Betrieb eines SD-WAN-Netzes braucht es geschultes, oft zertifiziertes Fachpersonal und gute IT-Techniker sind rar und teuer. Ein Service Provider mit eigenem Network Operation Center (NOC) profitiert von Skaleneffekten: Er betreibt zahlreiche Unternehmensnetzwerke, beschäftigt viele Experten, die sich kontinuierlich weiterbilden, und steht meist in direktem Kontakt mit dem SD-WAN-Hersteller.

Zentrale Management-Konsolen und Reporting gehören bei allen SD-WAN-Herstellern zum Standard. Doch Begriffe wie „Zero-Touch Provisioning“ oder „Change-by-Klick“ bedeuten nicht automatisch „einfach“. Die Einrichtung neuer Router erfordert komplexe Templates, die individuell angepasst werden müssen – je nach Standort, Zugangstechnologie und Bandbreite. Das ist nicht mit Plug&Play zu Hause vergleichbar. Zwar lassen sich über die zentrale Plattform alle Netzparameter ändern, doch falsche Eingaben durch unerfahrene Techniker können das gesamte Netz lahmlegen.

Den verantwortlichen IT-Leitern wird schnell klar, dass die Migration in die Cloud, mobile und Home Office Arbeitsplätze und lokale Internetzugänge von einer zentralen Firewall alleine nicht bewerkstelligt werden kann. Das führende Analystenhaus Gartner hat hierfür den Begriff Secure Access Service Edge (SASE) eingeführt, an der sich mittlerweile alle Hersteller von Sicherheitslösungen messen lassen. Moderne SD-WAN Architekturen entsprechen dem SASE Konzept, erfordern aber Fachpersonal, das auf Verstöße gegen Firmenrichtlinien oder Sicherheitsattacken reagiert. Auch hier stellt sich die Frage, ob nicht ein Service Provider, der täglich mit Attacken bei einer Vielzahl an Kunden zu tun hat, das Netzwerk effizienter schützen kann.